
Wie lange noch (2008): Die letzten Sommerferien vor dem Abi: Felix träumt von der großen Liebe und dem echten, aufregenden Leben. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Seine große Liebe Nadja hat ihn mit dem besten Freund betrogen, er glaubt “Glatzen-Anna” geschwängert zu haben, mit den anderen Kumpel hängt er an der Parkbank ab, wo alle nur trinken, kiffen und dumme Sprüche klopfen. Im Grunde geht es immer bloß darum, hart zu sein und nicht alleine zu bleiben, denn sonst überlebt man nicht auf den Straßen, die von Hölzenbein und seinen Schlägern kontrolliert werden. Felix will um jeden Preis raus. Aber wohin? Und wie?
Felix fühlt sich wie im falschen Film: Er kommt von Nadja nicht los, aber seine Freunde wollen nichts hören von seinem Kummer. Genau wie seine gutbürgerlichen Eltern, die nichts vom Krieg der Unterschicht gegen die Mittelschicht wissen wollen, der in der Stadt tobt. Felix erweist sich als letzter Romantiker und Moralist: Mit klarem Blick und viel schwarzem Humor erzählt er von seiner archaischen Jungswelt, in der man sich mit falschen Mädchen auf Mutters Lieblings-Sofa tröstet, auf verheerenden Partys abstürzt, zu viele Joints raucht und oft das Gefühl hat, in einer Zeitschleife zu stecken. Felix spricht aus, was die anderen bloß denken, beweist dabei großen Witz und viel Selbstironie. Aber irgendwann reicht es ihm – und er zieht radikale Konsequenzen.
Stimmen zum Buch

FAZ vom 31. März, S. 36:
Als wir schäumten Jugend in den Siebzigern: Rainer Schmidts Schmerz
FAZ-Autor Friedmar Apel:“Rainer Schmidts Geschichte musste wohl auch aus persönlichen Gründen unbedingt erzählt werden. Mit den geschickt gehandhabten Mitteln des klassischen Desillusionsromans gelingt dem Autor aber eine distanzierte und doch auch bewegende Analyse der Voraussetzungen von Jugendgewalt. Der Diskrepanz zwischen Reflexion und Handeln gewinnt Schmidt überdies drastischen Humor ab. Das ergibt zusammen … eine rasante und unterhaltsame Darstellung, die aktuell zu denken gibt.” Ganzen Artikel lesen

WDR EinsLive vom 21.3.2008
Jan Drees:“Wie lange noch ist ein frisches, erstaunlich unszeniges Jugendstück.”

dpa vom 10.3.2008
“Jugend und Gewalt in den 80er Jahren“
Schmidt (43), der für den «Spiegel» schrieb und Vize-Chefredakteur bei «Vanity Fair» war, fand eine knappe, mitunter drastische Sprache. Eindringlich schildert er das Innenleben seiner Hauptfigur: die Suche nach großen Gefühlen, Freundschaften, Enttäuschungen und erster Sex. Mit viel Alkohol und schwarzem Humor versucht Felix zu überleben”

stern vom 5.3.2008
Die gebrochene Nase des Lebens. Von Sophie Albers:
“Kein weiterer Journalisten-Roman, sondern das kraftvoll geradeaus erzählte Porträt einer Welt des Schlagens und Geschlagenwerdens ist Rainer Schmidts Romandebüt “Wie lange noch”.”…”Es ist ein trauriges Bekenntnis, ein kraftvolles, ein verzweifeltes, ein 362 Seiten währendes Aufbäumen. Wie ein gutes Stück Punkmusik: das ganz große Gefühl in eineinhalb Minuten.”…”Die Sätze, die Schmidt für all das gefunden hat, mögen einfach wirken, doch ist gerade das die große Kunst dieser Erzählung: keine Schnörkel, kein Zuviel zwischen dem Gefühl und seinem Ausdruck, ganz so wie in der Welt dieser Jugendlichen, die voreinander nur das Schöne verbergen, allein für das Hässliche die treffendsten Beschreibungen finden.”
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DER TAGESSPIEGEL vom 26.2.2008
Literatur: Halt dich an deiner Sehnsucht fest
Autor Ric Graf über Wie lange noch:“Schmidt gelingt es, diese sehr private Erzählung über das Private hinauszuführen. „Wie lange noch“ ist weder Pop- noch Erlebnisliteratur. Auf den ersten Blick erzählt Schmidt einfach sehr elegant einen Plot. Erst auf den zweiten Blick wird offenbar, dass hier jemand sehr entschieden dem Problem gesellschaftlicher Gewalt auf die Pelle rückt, indem er es in der Phase des Erwachsenwerdens verankert.”
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DER SPIEGEL vom 25.2.2008
Dirk Kurbjuweit:“Rainer Schmidt erzählt diese Geschichte, die spürbar aus dem eigenen Leben gegriffen ist, in einer direkten, zupackenden Sprache. Das Buch ist ein Beitrag zur aktuellen Diskussion um Jugendgewalt. Um Ausländer geht es dabei übrigens nicht, die übelsten Schläger sind Deutsche.”
Leseprobe
Kapitel 1 – Hölzenbein
Sie zogen quer über den Schneematsch am großen Backsteinbau der Volkshochschule vorbei, als Felix aus der anderen Richtung Frank Hölzenbein kommen sah. Der Hölzenbein, der hatte ihnen gerade noch gefehlt. Zu allem Unglück marschierten neben Hölzenbein auch noch Lockenköpfchen und der Baltus. Felix konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Lockenköpfchen und der Baltus, Hölzenbeins Sklaven, wie sie von allen nur genannt wurden, heimlich genannt wurden, musste man wohl sagen.Wie ein SS-Sturmtrupp sehen sie aus, diese Fetzenschädel, dachte Felix und fragte sich sofort, womit er und seine beiden Freunde dieses Unglück verdient hatten. Zum Umkehren war es eindeutig zu spät, zumindest zum Umkehren ohne Gesichtsverlust. Das musste ja immer mitbedacht werden. Wann sah es aus wie panisches Weglaufen, wie kopflose Flucht, und wann war es bloß ein geschicktes Verschwinden, das im Kern natürlich auch nichts anderes war als: panische Flucht. Allerdings ohne Gesichtsverlust. Und allein das zählte hier. Obwohl, so ein kleiner Gesichtsverlust, was ist daran denn so schlimm? Darüber kommt man doch hinweg.Ich müsste das nur Christoph und Tom jetzt sofort vorschlagen, ganz schnell, dachte Felix, jetzt bliebe noch Zeit, noch könnte man umdrehen, weglaufen, sich in Sicherheit bringen. Doch er ging einfach weiter. Seine Beine verrichteten stur ihre Arbeit. Die lassen sich nicht beirren, diese Beine, registrierte er erstaunt, die funktionieren einfach. Seine Freunde hatten offenbar noch nichts bemerkt und gingen zügig neben ihm weiter. ![holliwell_thumb[3] holliwell_thumb[3]](http://www.rainer-schmidt.org/wp-content/uploads/2013/03/holliwell_thumb3_thumb.jpg)
Wie zwei Schnellzüge, die aufeinander zu rasen, nur dass unser Schnellzug aus dünnem Sperrholz ist und der Hölzenbein-Zug aus Titan. Felix musste grinsen. Titan – so hart wie dessen Schädel. Witze über Hölzenbeins riesigen Betonkopf kamen ihm in den Sinn. Dutzende davon kursierten, seit Jahren schon. Jeder kannte sie, und dennoch bekam man nie genug davon. Meist waren es irgendwelche Geschichten über zerbrochene Stuhlbeine und verbeulte Baseballkeulen, die an dem Hölzenbein’schen Schädel gescheitert waren. Geschichten, an deren Ende immer gequält gelacht wurde und die den Hölzenbein noch grausamer wirken ließen, als er ohnehin schon war.Nur noch wenige Sekunden, dann müsste Hölzenbein sie sehen. Plötzlich sagten Tom und Christoph fast gleichzeitig »Scheiße!« und stießen Felix an. Als ob er die Situation nicht schon lange erkannt hätte, was glaubten die eigentlich? Dachten ausgerechnet Tom und Christoph, sie seien so besonders große Schnellmerker, dass sie ihm, gerade ihm, hier, im Neubauviertel-Nord, das jedem, der bis drei zählen konnte, als eine Art Friedhof galt, als eine Gegend, wo jeder verdammte Gang zum Bus lebensgefährlich war, weil überall Typen herumschlichen, deren Eltern Berufsverbrecher waren, deren ältere Geschwister alle, ausnahmslos alle, in unterirdischen Hochsicherheitstrakten gehalten werden mussten, deren Großeltern im Wald immer noch Blitzkrieg übten und deren Kampfhunde vorzugsweise auf kleine Kinder, Radfahrer oder Rollstuhlfahrer abgerichtet waren, die auf jeden Fall aber alle … er verlor plötzlich völlig den Faden – Frank Hölzenbein hatte sie entdeckt. Er sieht aus wie ein verdammter Gnom, dachte Felix, der ist völlig verwachsen, der sieht doch aus wie Rumpelstilzchen, allein dieser riesige quadratische Kopf auf diesem kleinen Muckelkörper, völlig albern, wo stellen sie solche eigentlich her?
Ob die ganze Familie so gedrungen ist, so eine verwachsene Hutzeltruppe womöglich, überlegte Felix und konnte bei der Vorstellung nur mit Mühe seine Mundwinkel kontrollieren, das ist wahrscheinlich so eine richtige Zwergencombo, diese Hölzenbeins, dessen sogenannte Familie. In einer normalen Welt würde man über so einen wie den Hölzenbein bloß lachen, das ist doch absurd, dass man sich von so einem Kobold terrorisieren lässt, das kann nicht richtig sein, dachte er und merkte, wie sich sein Puls beschleunigte.»Wir müssen jetzt ganz ruhig bleiben«, zischte Christoph und hielt sich dabei die Hand vor den Mund, als ob er hüsteln würde, »wir gehen einfach weiter.« Tom nickte beflissen und murmelte: »Genau, genau so machen wir es, wir gehen einfach weiter, nur nicht provozieren lassen. Scheiße. Der Hölzenbein. Wir gehen einfach weiter. Genau so machen wir es.« Dabei bewegte sich Tom etwas von ihm weg. Vergrößert der da gerade den Abstand zwischen uns, fragte sich Felix. Muss ich das als Absetzbewegung interpretieren, oder geht das noch so durch? Wird da neben mir schon vorausschauend taktisch gedacht? Ahnt etwa Tom, dieser Überlebenskünstler, gerade sehr instinktiv Dinge, die hier auf uns zukommen?Der Tom hat den sechsten Sinn, hieß es doch immer wieder, der hat Kräfte, die versteht nicht einmal er selbst. Und wenn da etwas dran war? Wenn also Toms nicht übersehbarer Drall von ihm weg etwas mit Hölzenbeins Erscheinen zu tun hatte? Roch da Tom, der Mann mit den paranatürlichen Kräften, wie er manchmal auch genannt wurde, weil er immer auch aus den ausweglosesten Situationen zu entkommen schien – im Gegensatz zu seinen Begleitern, wie manche verbittert hinzufügten –, spürte dieser in seiner beneidenswerten Entkommerexistenz also vielleicht Felix’ ganz nahe Opferzukunft? Hat Tom, dieser Sack, wie er ihn jetzt mal kurz und sehr aufgebracht nennen wollte, mich vielleicht angesichts des überraschenden Hölzenbein’schen Anwesenheitsterrors bereits völlig abgeschrieben? Abgehakt? Das Kondolenzschreiben schon diktiert, den Kranz geflochten, den schwarzen Anzug gebügelt? Ich darf mich da nicht reinsteigern, ermahnte sich Felix, dem leicht schwindelig wurde, jetzt nur nicht paranoid werden, nicht aufregen, alles völlig normal, vergrößert sich der Abstand halt mal, sind ja nicht festgewachsen, wir beiden, muss überhaupt nichts bedeuten.Hölzenbein kam näher.
![gra2_thumb[2] gra2_thumb[2]](http://www.rainer-schmidt.org/wp-content/uploads/2013/03/gra2_thumb2_thumb.jpg)
»Was auch immer passiert, wir bleiben auf jeden Fall zusammen!«, sagte Christoph mit zitternder Stimme, »wir bleiben auf jeden Fall zusammen.« Der blickt beim Sprechen starr nach unten, und trotzdem geht er geradeaus, dachte Felix, das ist allerhand. »Wir bleiben auf jeden Fall zusammen!«, sagte Christoph, deutlich leiser jetzt. Irgendwie wiederholt der heute immer die letzten Satzteile, fiel Felix auf, hängt immer noch eine Kopie dran, der vorsichtige Christoph, könnte ja was verlorengehen. Ob das schon Echolalie ist? Litt Christoph eventuell an dieser ominösen Krankheit? Oder war das nur eine neue, bewusst eingesetzte Marotte? Ein als schick empfundener Spleen, den er jetzt langsam aufbaute? Das gäbe ein paar neue Aufmerksamkeitspunkte. Da ist der Typ mit dem Wiederholungszwang, würden sie sagen, dieser Echolalie-Christoph, würde es heißen, ganz selten, diese Krankheit, echt außergewöhnlich, so würde es die Runde machen. Aber kann man so kaltblütig sein, gerade in dem Augenblick, in dem der Hölzenbein heranwalzt, das persönliche Marketing auf ein neues Level zu heben? Vielleicht war Christoph, was ja angesichts der Situation verständlich wäre, einfach nur gestresst. Felix nahm sich vor, ab jetzt genauer darauf zu achten. Tom nickte noch schneller und beflissener.
»Genau, genau so machen wir es, Christoph, wir gehen einfach weiter und bleiben zusammen. Genau, genau so machen wir es, wir gehen einfach weiter und bleiben zusammen.« Felix starrte ihn an. Wie redete der denn plötzlich? Der Hölzenbein bringt uns noch alle völlig durcheinander, dachte er und sagte: »O. k., ja, ja, wir bleiben zusammen, egal, was passiert.«
Hölzenbein kam immer näher. Wenn wir die Ellenbogen einfahren, ihn unter keinen Umständen anrempeln und unauffällig und ganz leicht nur von der eingeschlagenen Richtung abweichen und vor allem zügig vorbeiziehen, könnten wir es schaffen, das muss doch möglich sein, dachte Felix und blickte bewusst in eine andere Richtung. Dem bloß nicht in die Augen schauen, aber auch nicht zu demonstrativ nicht hingucken, nur keinen Vorwand liefern, dachte er, obwohl er ahnte, nein, wusste, dass der Hölzenbein so etwas gar nicht mehr brauchte, so einen platten Vorwand, der war schon längst in einer anderen Sphäre. Felix sah kurz nach vorne. Sie hatten keine Chance. Das Killer-Trio rollte feixend auf sie zu. Er hörte sie juchzen und lachen, eindeutige Armbewegungen und Handzeichen in ihre Richtung ließen keinen Zweifel aufkommen. Es war so weit. Hölzenbein stieß Lockenköpfchen und Baltus in die Seite. Er lachte demonstrativ laut und strahlte über das ganze quadratische Gesicht, das ein wenig schief an dem riesigen Kopf klebte. Wie kann man nur so aussehen, dachte Felix, man müsste ihm einfach mal sagen, wie verwachsen er ist, man müsste es ihm einfach mal sagen, einfach mal sagen. Irgendwie wiederhole ich auch schon Satzteile, schoss es ihm durch den Kopf, ich wiederhole Satzteile wie die anderen. Der Hölzenbein schafft uns noch alle. Er fühlte sich plötzlich sehr müde. »Zusammenbleiben, zusammenbleiben«, röchelte Christoph kaum hörbar. »Genau, genau so machen wir es, wir bleiben zusammen«, sagte Tom. Argwöhnisch drehte Felix seinen Kopf in Toms Richtung. Rutschte der nicht schon wieder etwas weiter von ihm weg? Wurde da der Sicherheitsabstand unmerklich vergrößert? Tom ist ein Entkommer, dachte Felix, und er ahnte langsam, was damit womöglich gemeint war.»Na, ihr Schwachköpfe. Wo wollen denn Mamas Lieblinge hin? Dürft ihr um die Zeit überhaupt noch raus?«, brüllte Hölzenbein und ging im Eilmarsch die letzten zehn Meter an, die sie noch von ihm trennten. »Wollt ihr Penner mir etwa nicht antworten?« »Hallo, Frank«, sagte Christoph und grinste verkrampft. »Hi, Frank«, sagte sofort auch Tom mit brüchiger Stimme und sah dabei aus, als würde er sich gleich in die Hosen machen. »Hallo, Frank, hi, Frank«, äffte Hölzenbein Christoph und Tom mit extra schriller Stimme nach und kontrollierte mit einem schnellen Blick nach hinten, ob Lockenköpfchen und der Baltus, die ihm in einigem Abstand folgten, seinen Auftritt angemessen würdigten. »Wollt ihr mich verarschen?«, schrie Hölzenbein. »Ich glaube, die wollen mich verarschen. Was meint ihr, Jungs? Wollen die mich verarschen?« »Auf jeden Fall!«, sagte der Baltus in seiner grünen Bomberjacke. »Ist doch klar!«, pflichtete Lockenköpfchen in der engen Jeansjacke bei und leckte sich über die kaputten Zähne. Die sind ja gammelbraun, und überall hat er hässliche Lücken, das sieht ganz schlimm aus, dachte Felix. So sind die, die hauen sich die Zähne raus und laufen halt mit diesen Gebiss-Kratern rum, das macht denen gar nichts aus, die finden so eine Lücke womöglich richtig schick, die eifern geradezu um die nächste und spüren nichts als Verachtung für Leute wie mich und Christoph und Tom, also Leute, die es irgendwie nicht so schlecht finden, wenn man vorne noch alle Zähne hat. Deswegen ziehen die Hölzenbeins dieser Welt so siegessicher durch die Gegend und rempeln einen aus Spaß an, weil sie das wissen. Deswegen regieren die Hölzenbeins diese verdammte Scheißwelt. Und deswegen werden wir ihnen immer wieder weichen müssen. Die Erkenntnis deprimierte ihn, und er fühlte sich schwach und elend. Die tragen ihre Verstümmelungen wie Orden in den kaputten Visagen, je mehr, desto besser. Mit jeder Verunstaltung zeigen sie ihre Verachtung und ihre Abscheu gegenüber Weicheiern wie uns, die lieber Situationen aus dem Weg gehen, in denen bleibende Schäden entstehen könnten. Die benutzen schon ihre Gesichtsentstellungen als Waffe, zur Einschüchterung von Jammerlappen wie uns, deren ganze Schädelarchitektur ist eine einzige Abschreckung, eine Warnung an alle, was für einen Preis sie jederzeit zu zahlen bereit sind. Das ist der schiere Terror. Und sie wissen, dass er immer funktioniert. Das macht sie so unerträglich. So grausam. Eigentlich müsste man etwas sagen, dachte Felix, während Hölzenbein ungebremst auf sie zuraste.Er registrierte, dass sich Christoph und Tom leicht seitlich hinter ihm positioniert hatten, ihn also praktisch nach vorne gedrängt hatten, durch Nichtbewegung gewissermaßen, diese Zusammenbleiber. Irgendwie ist das alles unwürdig, dachte Felix. »Frank, leck mich am Arsch und lass uns einfach weitergehen, o. k.?« Erstaunlich, wie schnell man so etwas sagen kann, überlegte Felix, als er seinen Worten hinterherhorchte. Seltsam, wie schmal der Grad zwischen Denken und Aussprechen manchmal ist. Eben noch ein Gedanke nur, ein bisschen Aktivität an der Großhirnrinde, schon ein Laut, Schallwellen, unsichtbar, geruchlos, aber irgendwie sind sie da und können nicht mehr zurückgenommen werden. Für Sekundenbruchteile war er sich nicht sicher, ob er es wirklich gesagt hatte. So laut dröhnen Gedanken manchmal, dachte Felix, dass man gar nicht mehr weiß, was ist schon Schall geworden, was bloß elektrischer Impuls geblieben. Ein Blick beseitigte alle Zweifel: Der Satz war draußen und im Hölzenbein-Ohr, womöglich noch weiter. Die wenigen Worte wüteten fürchterlich in Hölzenbeins Gesicht. Auch die beiden Sklaven guckten jetzt anders, eine Mischung aus Überraschung und Vorfreude ließ sie noch hölzenbeiniger aussehen als vorher.Was für ein Satz, was für eine Wirkung, dachte Felix nicht ohne Stolz, mein Satz, so oft zu Hause vor dem Spiegel probiert, nicht gerade den, aber so ähnliche, so forsch hinausgeschleudert, so selbstbewusst, so hart – und genau deswegen so unwahrscheinlich. Immer wieder hatte er solche Sprüche geübt in unterschiedlichen Tonlagen, mit anderen Gesichtsausdrücken, mit wechselnden Körperhaltungen, für jede mögliche Situation hatte er eine neue Kombination aus Körperhaltung, Gesichtsausdruck und Tonlage erdacht, das ergab unendlich viele Variationen. All das mentale Training, diese endlosen Anti-Erniedrigungsübungen, wie er sie selbst manchmal spöttisch nannte, all das, um dann hier vor der Volkshochschule ausgerechnet Frank Hölzenbein im denkbar blödesten Moment eben so einen Satz in das quadratische Gesicht zu schleudern. Seine zwei »Wir-bleiben-auf-jeden-Fall-zusammen-was-auch-passiert«-Freunde waren augenblicklich einen Meter zurückgewichen, sodass er alleine dort stand, wo Hölzenbein gleich sein würde.
Nicht ungeschickt, dachte Felix, die zwei Supertaktiker wollen wohl bloß nicht vorschnell den Eindruck erwecken, wir gehörten jetzt irgendwie übertrieben intensiv zusammen. Aber so, wie der Hölzenbein auf ihn zulief, hatte er sogar ein bisschen Verständnis für sie. Frank Hölzenbein galt ja als Irrer. Total gefährlich. Der dreht plötzlich durch, und, zack, zieht der dir eine, hieß es immer. Wenn du weißen Schaum in seinen Mundwinkeln siehst, ist es vorbei. Der haut dich tot. Der merkt das gar nicht, sagten alle. Felix hatte kaum Zeit, etwas Weißes in Hölzenbeins Mundwinkeln zu erkennen, als es auch schon sehr wehtat. Es geht wirklich schnell, das muss man ihm lassen, dachte Felix. Wie der nach seiner ansatzlosen Geraden aufs Jochbein meine Schrecksekunde ausnutzt, um mir einen präzisen Haken aufs Kinn hinterherzusetzen – alle Achtung, der versteht sein Handwerk. »Ui, ui, ui«, sagte Christoph. »Alter Schwede«, sagte Tom.Hölzenbein trümmerte Felix mit einem Ruck die Stirn auf das Nasenbein. Es knackte fies. »Mensch, Mensch«, sagte Christoph. »Oh, o
h, oh«, pflichtete Tom bei. Hölzenbeins Atem riecht chemisch, bemerkte Felix noch, so ein bisschen nach Dixie-Klo. »Das sieht nicht gut aus«, sagte Christoph. »Oje. Man kann kaum hingucken«, sagte Tom. Die regen mich irgendwie auf mit ihren blöden Kommentaren, dachte Felix, das ist doch hier kein Fußballspiel. Nach dem »Dänemann«, wie sie solch einen Stirnkick nannten – wobei zu erforschen wäre, dachte er kurz, woher der Begriff eigentlich kommt, das würde man schon gerne wissen, wenn man ab morgen wochenlang mit Gips auf der Nase rumläuft –, nach diesem Dänemann also schossen ihm sofort Tränen in die Augen. Dichte Schlierenvorhänge behinderten die Sicht. Es war offensichtlich ein Fehler gewesen, wie er sofort einsah, dass er Hölzenbein beim ersten Schmerz reflexartig das Knie in die weiche Körpermitte geschoben hatte. Der jaulte auf und stöhnte laut und gefährlich.»Ich bring dich um!« Das klang überzeugend, und auch wenn er sie in seiner Tränenblindheit nicht sehen konnte, erahnte Felix noch größere Speichelflocken in den Hölzenbein’schen Mundwinkeln. Als ob der das absichtlich macht, dachte er, das verstärkt seinen irren Eindruck, das völlig Losgelöste, das Unkontrollierbare, das Unzurechenbare. Das war sozusagen sein ganz persönliches Signal an alle, jetzt wird’s wirklich gefährlich. Das Hölzenbein’sche Grunzen und Hecheln wurde indessen auf alarmierende Art und Weise leiser. Dieses ganze Biosozialsystem Hölzenbein, dachte Felix fasziniert, hat jetzt nur noch einen einzigen Existenzgrund: mich zu vernichten. Dieser Blick. Der Hölzenbein’sche Totmacherblick. Der schlägt mich jetzt tot. Alle trauen es ihm zu. Und ich traue es ihm auch zu. Sofort nervte ihn der Gedanke. Was fällt dem eigentlich ein, diesem wahnsinnigen Gnom? Irgendwo muss es doch eine Grenze geben, auch für so einen. Man darf sich doch nicht alles gefallen lassen, sagte er sich, obwohl er sich der Folgenlosigkeit dieses Gedankens bewusst war. Da, wo vor kurzem noch Felix’ Nase gesessen hatte, war nur noch ein großes Donnern und Ziehen.
Durch seinen Tränenschleier hindurch bemerkte er, dass Hölzenbein sich langsam aufrichtete. Es dröhnte und hämmerte immer lauter in Felix’ Kopf. Das ist es, überlegte er, was man Schockstarre nennt, ich ersaufe gerade im Adrenalin. Er spürte, wie ihm das Zeug von innen alles verstopfte, die Blutzufuhr unterband, um ihn und jedes einzelne Körperteil zu konservieren. Wie im Traum, dachte Felix, man möchte sich bewegen, aber man kann nicht. Die Arme: nutzlos. Die Beine: festgewachsen. Was ist das für ein blödes Evolutionsprogramm? Fliehen oder kämpfen, das geht ganz automatisch, hatten sie immer erzählt. Die Wahrheit war doch, dass er wie einbetoniert dastand. Seine Fäuste wogen gefühlte lächerliche fünf Gramm. Kämpfen oder fliehen. Was für ein Quatsch, erboste sich Felix. Das müsste man denen mal sagen, wie sich angesichts eines Hölzenbein die schönen Theorien auflösen und verabschieden. Der macht mich jetzt kalt, war sich Felix sicher, und Tom und Christoph stehen einfach da, keine zwei Meter entfernt, die Augen, soweit er erkennen konnte, weit geöffnet, in den Gesichtern ein hilflos-dümmliches Grinsen. Das ist völlig inakzeptabel, dass die keinen Finger krümmen, während mich der Hölzenbein zermalmt. Wenn ich hier gleich tot liege, werden sie schon sehen, was sie davon haben, diese Entkommer. Das werden ihnen die anderen nicht verzeihen, das wird an ihnen kleben bleiben wie ein Fluch.Felix musste innerlich lächeln, als er sich vorstellte, wie die beiden auf seiner Beerdigung von allen geschnitten würden, wie man kleine fiese Bemerkungen zu ihnen hinüberwerfen würde, wie sie, die eindeutigen Bestattungs-Paria, die Aussätzigen, die sie dann wären, nicht mehr die Entkommer und Überleber wären, nein, sondern plötzlich und mit brutaler Macht die als Aussätzige Erkannten, wie sie es bereuen würden, ihn alleingelassen zu haben. Er sah es genau vor sich, wie Mike, Gerd, der Roloff und Mark hinter seinen Eltern eine stumme Reihe bilden und dafür sorgen würden, dass Tom und Christoph nicht in die Nähe der Grube gelangen. Die Eltern dicht am Rand des Grabes, aber weit genug entfernt, sodass ein Topf mit Erde vor den Füßen der Mutter Platz hätte. Oder vor den Füßen des Vaters? Oder gibt es diese Eimer vielleicht gar nicht mehr? Ist ja auch egal, die sollen da ja keine Sandburg bauen oder so. Auf jeden Fall die Eltern vorne, dahinter seine Jungs. Oder daneben? Aber wie sähe das denn aus – so eine kilometerlange Reihe von Eltern, Geschwistern und Freunden? Nein, das ginge nicht, was sollten da die Verwandten denken? Oder wären die bei diesem Teil der Veranstaltung gar nicht dabei? Und wieso »diesem Teil der Veranstaltung«, fragte er sich sogleich etwas genervt, gäbe es denn noch einen anderen? Wichtiger wäre, dass Tom und Christoph die Verachtung der anderen spüren. Aber wer würde seiner Mutter sagen, dass die beiden, nur – Felix musste über seinen eigenen Kalauer grinsen – über seine Leiche vorne stehen dürften? Das war ein echtes Problem. Wenn er tot wäre und die beiden unverletzt blieben, wäre zwar jedem sofort klar, dass sie ihn hatten hängen lassen, aber ob sich jemand trauen würde, das seiner verzweifelten Mutter zu erklären, bezweifelte er. Er half alles nichts, er müsste diese Direktive persönlich ausgeben, hier, an Ort und Stelle. Wenn ihm der Hölzenbein, besser: der Zustand, in den ihn der Hölzenbein gleich versetzen würde, genug Zeit ließe, wäre das Problem eventuell zu lösen. Er würde ihnen sagen: »Ihr seid schuld, und ich will nicht, dass ihr zu meiner Beerdigung kommt!« Ja, das wäre es so in etwa. Da wird selbst der Hölzenbein blöd gucken, dachte Felix, schlägt mich gerade tot und hört mich die Nebensteher beschimpfen, das wird dem Respekt abverlangen, da wird er sich fragen, ob er mich nicht völlig falsch eingeschätzt hat. Diese Kaltblütigkeit, wird der Hölzenbein denken und spüren, wie sein archaisches Signalsystem mal kurz heftig ausschlägt und gewisse Gemeinsamkeiten erkennt. Die merken schon, wenn sie einen echten Kerl vor sich haben. Andererseits wäre dann der Hölzenbein, also sein Umbringer, gleichzeitig der einzige Zeuge für die im Todeskampf erlassenen Beerdigungsregeln. Wie glaubwürdig aber wäre das?, fragte sich Felix zweifelnd. Er fasste das bisherige Ergebnis schnell zusammen, denn er spürte mit einem Seitenblick auf Hölzenbein, dass ihm die Zeit davonlief: Es gibt eine Zeremonie und direkt vor dem Grab zwei Trauerreihen, vorne die Eltern, hinten die Jungs, hoffentlich ohne Tom und Christoph. Ganz wichtig wäre in jedem Falle die Musikauswahl. Das war ein wichtiger Punkt, seine letzte Botschaft, das dürfte er auf gar keinen Fall verbocken. Er dürfte es aber auch nicht übertreiben und zu hart werden lassen. Das könnte er seinen Eltern nicht antun, die würden sich sonst noch am Grab schämen. Andererseits, dachte Felix genervt, ist das jetzt meine Beerdigung, oder was? Da darf ich mir ja wohl meine Musik selbst aussuchen. Egal. Die ganzen alten Punksongs hatte er sowieso schon verworfen, zu pathetisch, zu kämpferisch, zu pubertär. Hinterher wirkt man noch wie so ein Alt-68er-Idiot, dachte Felix, also wie jemand, der musikalisch sehr früh stehengeblieben ist und sich nie weiterentwickelt hat. Andererseits würde er mit neueren Klängen vielleicht nicht das notwendige Pathos erzeugen können vor den Reden. Was, wenn da plötzlich ein paar einfach lostanzen, dachte Felix, und dann völlig durchdrehen und alles zusammenbricht?In diesem Augenblick trat der Hölzenbein Felix mit Wucht in den Magen. »Scheiße, Scheiße«, sagte Chri
stoph. »O Gott, was machen wir nur? Was machen wir nur?«, sagte Tom. Dass der das Bein so hochkriegt, hätte ich nicht gedacht, bemerkte Felix anerkennend, während ihn der Schmerz zusammenklappen ließen, der Hölzenbein hat echt Ehrgeiz, das muss man ihm lassen. Als er den Boden näher kommen sah, spürte er, wie der Hölzenbein ihm im Fallen nochmal auf die gebrochene Nase schlug. Wie flink der ist, das habe ich irgendwie unterschätzt, stellte Felix fest, der hat echt mehr drauf, als ich dachte. Felix führte seine Fünf-Gramm-Fäuste in Kopfhöhe und rollte sich zusammen, so gut das noch ging, damit die Tritte ihm nicht zu viele Innereien zerstörten. Das ist schon ein bisschen beschämend, überlegte er, hier so zu liegen, so regungslos, so nutzlos, so halbtot, während der Hölzenbein einem alles kaputttritt. Lieg ich da so und mach nichts, das ist doch völlig unwürdig. Und was ist, wenn jetzt die Nadja vorbeikommt? Felix erschrak. Der Katastrophen-Gipfel. Der Worst Case, das Ende: Was, wenn jetzt Nadja vorbeikäme? Das ist doch gar nicht so unwahrscheinlich, überlegte Felix entsetzt, die geht doch oft abends in den Club um die Ecke. Sieht die mich hier liegen, zusammengekrümmt, der Hölzenbein fröhlich reintretend, was macht das für einen Eindruck? Die kann ich dann doch für immer und ewig vergessen, wer will denn schon so einen Zusammenkrümmer, der von einem verwachsenen Gnom erledigt wird?! Unbewusst hatte er sie eben im Beerdigungsszenario irgendwo in die Nähe der Grube gestellt, als Weltschmerzzerrissene, die nur mit Gewalt davon abgehalten werden kann, seinem Sarg hinterherzuspringen. Alle würden sehen, endlich sehen, dachte er, wie sie, Nadja, die Schönste, die Begehrteste, wie sie um ihn trauert. Ehrfürchtig würden die Blicke zu ihr hinüberwandern, ungläubig, neidisch gar. Es wäre sein Triumph. Dass war auf jeden Fall bis eben das Szenario gewesen, dachte Felix irritiert, während die Hölzenbein’schen Stiefel versuchten, mehr Unheil anzurichten. Aber der Gedanke, Nadja könnte dass peinliche Ende gleich leibhaftig verfolgen, warf alles durcheinander. Und dann wird sie auch noch sehen, dass der Hölzenbein bloß ein alter Handwerker ist, dachte Felix, der hat ja jetzt keine besonderen Tritte angewendet, der ist nicht Kung-Fu-artig über die Bäume gesprungen, der hat einfach solides Handwerk demonstriert. Wie ein stumpfer Kneipenschläger. Und so schlägt der mich tot, mit ganz simplen Dingern, empörte sich Felix und spürte mehr Scham in sich aufsteigen. Das darf doch eigentlich gar nicht sein. Dass man so versagt. Vor diesen Gesichtsmonstern, die aus dem Maul nach Dixie-Klo riechen und auf ihre gammelbraunen Zähne stolz sind.Felix geriet in Rage. Das würde ihm nicht noch einmal passieren. Er wusste jetzt genau, wie er hätte reagieren müssen. Schon als der Hölzenbein angelaufen kam, schmatzend und feixend, hätte er, Felix, nicht toter Mann spielen, sondern gleich in Position gehen und aggressiv sein sollen, dachte er. Das ist doch das Einzige, was die verstehen, wenn sie in ihrer Testosteron-Suppe schwimmen, wenn sie nichts mehr spüren als den Tötungstrieb, da kannst du denen doch nicht mit Appeasement kommen, du schwachköpfiges Mittelstandswürstchen, wie er sich jetzt einmal kurz und präzise nennen musste. Er sah die Situation genau vor sich: Der Hölzenbein stob in ihre Richtung, er, Felix, drehte sich in letzter Sekunde leicht aus der Bahn, würde, wie von Bruce Lee selbst in Szene gesetzt, dem ungebremst dahinrasenden und ob Felix’ plötzlicher Ausweichbewegung völlig überraschten Hölzenbein geschmeidig und mit großer Wucht das linke Bein quer über das Gesicht ziehen, um dann, nein, stopp, so nicht, überlegte er, wie sollte er aus dieser Position genug Schwung entwickeln? Das ginge gar nicht, er müsste sich filmmäßiger mit so einer eingesprungenen Kehrtwende herumschleudern und den Hölzenbein mit dem rechten Bein in der Mitte des Körpers treffen. Oder doch eher auf Kniehöhe? Das waren kniffelige Fragen, aber ein paar vertraut klingende Stimmen brachten ihn durcheinander.»Hör doch mal auf, Frank, er bewegt sich nicht mehr!«, sagte Christoph. »Frank, bitte lass ihn jetzt in Ruhe!«, sagte Tom. Ist ja auch egal, dachte Felix, auf alle Fälle würde ich ihn so oder anders stoppen. Im Schmutz läge der Hölzenbein dann, wie ein Großwildjäger würde ich meinen Fuß auf seinen Oberkörper setzen, jubilierte er innerlich, die bewundernden Blicke von Tom und Christoph genießen, ihre atemlose Furcht aufsaugen, die der haltlosen Begeisterung vorangegangen wäre. Er hielt kurz inne. Noch besser wäre natürlich, wenn just in diesem Augenblick Nadja hinten aus dem Club käme. Sie würde nicht sehen, dass er ihr Kommen schon längst bemerkt hätte. Und dann würde er gönnerhaft den Unterlegenen ziehen lassen, nach ein paar harten, klaren Ansagen an den Hölzenbein-Schlächter, lauten Ansagen, dachte Felix, so lauten Ansagen, dass Tom und Christoph noch am nächsten Tag überall eingeschüchtert und begeistert erzählen würden, wie hart Felix mit dem Hölzenbein umgesprungen war. Und Nadja ganz beeindruckt wäre. Das würde sich überall herumsprechen, dachte Felix, überall. Man würde sich anstupsen und zuzwinkern, wenn er das nächste Mal in eine Kneipe ginge. Da ist er, der Hölzenbein-Bezwinger. Felix lächelte glücklich, genüsslich kostete er die Sekunden des Ruhms aus. Genau so wird es sein, schoss ein letzter triumphierender Gedanke durch seinen Kopf, bevor er das Bewusstsein verlor, genau so wird es sein beim nächsten Mal.Alle Fotos: pixelio.de